Lesedauer: 4 Minuten

Design-Perspektiven im Cradle-to-Cradle Prinzip
Eigentlich ist der 3D-Druck ja ein alter Hut. Schon in den 1980er Jahren entwickelt, wurde er in den 1990ern primär fürs Prototyping eingesetzt. Nun entfaltet die inzwischen ausgereifte Technologie ihre Stärken in immer mehr Anwendungsbereichen. Kein Wunder, denn mithilfe moderner 3D-Druck-Verfahren und Materialien lassen sich Performance, Nachhaltigkeit und Gestaltungsfreiheit besser vereinen denn je.

Ein Unternehmen, das dies für sich erkannt hat, ist das norddeutsche Start-up Sustainable Manufacturing GmbH, das 2021 unter der Marke Recozy Möbel und Wohnaccessoires nach dem Cradle-to-Cradle Prinzip herstellt. Die für den 3D-Druck verwendeten Filamente und Granulate bestehen überwiegend aus recycelten Rohstoffen, produziert wird ausschließlich auf Bestellung. Auch aufgrund des intelligenten Designs können im Prinzip alle Recozy-Produkte recht einfach recycelt werden. Über das eigene Recozy Exchange Programm ermöglicht es das Unternehmen auch Endkund*innen, die Designstücke am Ende ihres Lebenszyklus zurück in den Recozy-Kreislauf zurückzugeben. Einen Anreiz dafür setzt Recozy mit der Übernahme der Rücksendung und einem Gutschein für den nächsten Einkauf.

Etwas leichter gestaltet sich die Rücknahme im geschlossenen B2B-Bereich. „Mit unserer Contract-Linie recozy+individual bedienen wir sowohl individuelle Produktlösungen als auch maßgeschneiderte Spezialanforderungen. Diese reichen von White Label-Lösungen bis hin zu kompletten Einrichtungskonzepten“, sagt Finn-Maximilian Hillen, Co-Founder von Recozy. Die Vision, dass beispielsweise Design-Hotels oder Concept-Stores ihr Recozy-Interior regelmäßig ressourcenschonend und nahezu CO2-neutral updaten können, ist auf den Weg gebracht. Schon jetzt hat Recozy deutschlandweit Objekte wie Shops, Eventlocations und Hotelbars ausgestattet.

Hochwertig und industriell skalierbar
Auch in der Textilindustrie finden immer mehr Unternehmen probate Lösungen für eine effiziente Kreislaufwirtschaft. Noch ist der Weg weit: Derzeit wird in Europa nur ein Prozent der Altkleider regeneriert und als Neuware wieder auf den Markt gebracht. 85 Prozent werden verbrannt oder deponiert.

Einen probaten Ansatz, dies zu ändern, verfolgt Klopman International: Europas führender Hersteller von Stoffen für Arbeits-, Schutz- und Freizeitbekleidung kann jetzt eine völlig neue Produktpalette aus Polyester- und Baumwollfasern anbieten, die aus recycelten Altkleidern gewonnen werden. In Zusammenarbeit mit TDV Industries stellte das Unternehme im Frühjahr 2024 „We-ar circular“ vor, ein global angelegtes Konzept, mit dem leistungsstarke Polyester-Baumwoll-Fasern aus recycelten Altkleidern gewonnen werden können. In dem Prozess sammeln und selektieren Partnerunternehmen gezielt hochwertige Textilabfälle. Aus dieser Selektion entstehen neue Fasern, die den hohen Standards im Arbeitsbekleidungssektor in Bezug auf die physische Leistung und Farbechtheit entsprechen.

Textile Kreislaufwirtschaft: In der Grafik einfacher umzusetzen als in der freien Marktwirtschaft. Klopman hat es trotzdem geschafft. ©Klopman
Das Workwear-Projekt kann schon heute in industriellem Maßstab umgesetzt werden. „Die Resonanz war geradezu enthusiastisch, was auch daran liegt, dass unsere Lösung tatsächlich nicht nur in der Lage ist, Kleidungsstücke am Ende ihres Lebenszyklus in Multifasern zu recyceln, sondern auch, dass sie marktreif und industriell skalierbar ist“, berichtete Amaury Sartorius, Managing Director, Klopman.
Serie: So kann's gehen
Über die Serie
Die Herausforderungen für Unternehmen der Textilindustrie sind facettenreich und, einfach ausgedrückt, nicht ohne. Sie reichen von steigenden Kosten für Rohstoffe und Energie über Fachkräftemangel und Lieferketten bis hin zu den Megatrends Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
Innovative Unternehmen nutzen ihre Chancen und generieren aus der Herausforderung ihr Businessmodell. Allein gelingt das allerdings selten. Netzwerke von Wirtschaft und Forschung sind gefragt.
In der Serie „So kann’s gehen“ stellen wir Unternehmen, Start-ups und Marktführer vor, die sich einem Problem nicht nur annehmen, sondern daraus ein zukunftsfähiges Business entwickelt haben.
Weitere Artikel der Serie:
Einer für alle. Wie Kreislaufwirtschaft funktionieren kann. (Teil 1)
Einer für alle. Wie Kreislaufwirtschaft funktionieren kann. (Teil 2)