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Blauer Stoff

Serie: So kann's gehen

Circular Economy ist keine Modeerscheinung

18.04.2024

Interview mit Matthias Fuchs, CMO, OceanSafe AG

Von Fashion bis zur Raumfahrt: Klassisches Polyester ist in zahlreichen Anwendungsbereichen nahezu unersetzbar. Das Problem: Selbst als recycelte Variante hinterlässt der auf fossilen Rohstoffen basierende Alleskönner einen großen ökologischen Fußabdruck. Unternehmen begeben sich zunehmend auf die Suche nach neuen Materialien, auch weil weltweit die legislativen Anforderungen steigen.

Fündig werden sie unter anderem bei dem Schweizer Start-up OceanSafe. Dessen recyclefähige und biologisch abbaubare synthetische Faser naNea stellt eine marktreife Alternative zu herkömmlichem Polyester dar.

Diese zeichnet sich nicht nur durch ihre hohe Skalierbarkeit aus, sondern legt auch durch ihre Drop-in-Technology die Hürden für Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit besonders niedrig.

Matthias Fuchs, CMO, OceanSafe AG, erläutert das Win-win-Prinzip des Businessmodels für Anwender und Marken.

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„Circular Economy braucht einfach sehr gute Materialien“, Matthias Fuchs, CMO, OceanSafe AG

Innovationen sind teuer. Was war Ihre Triebfeder, ein Produkt wie dieses zu entwickeln?

"Der Grund, warum wir naNea entwickelt haben, ist einfach: Circular Economy ist keine Modeerscheinung mehr, sondern wird, auch durch die anstehenden gesetzlichen Regulatorien, ein Muss für Unternehmen und Brands vieler Branchen. Das Problem: Circular Economy braucht einfach sehr gute Materialien, damit das System funktioniert. Genau dafür haben wir naNea konzipiert."

Seit wann gibt es naNea?

"Erstmals vorgestellt wurde naNea 2020 im Heimtex-Bereich, aus dem wir ursprünglich kommen. 2022 haben wir uns strategisch in Richtung Fashion-Industrie bewegt, 2023 folgte die offizielle Markteinführung in die Bereiche Sportswear, Outdoor und Performance."

NaNea war ein Entwicklungsprozess. Wie wichtig sind Netzwerke für Sie?

"Die Kunst besteht darin, aus dem Granulat textilfähige Fasern zu machen, die den Anforderungen der jeweiligen Verarbeitungsprozesse und Anwendungen entsprechen. Dafür braucht es ein gutes Netzwerk."

"Wir verstehen uns gleichzeitig als textiles Technologieunternehmen und als Material-Science-Unternehmen. Unser Anspruch ist, neue Polymere selbst zu entwickeln und diese später auch zu kommerzialisieren. Aber die Polymere sind ja nur der erste Schritt.

Die Kunst besteht darin, aus dem Granulat textilfähige Fasern zu machen, die den Anforderungen der jeweiligen Verarbeitungsprozesse und Anwendungen entsprechen. Dafür braucht es ein gutes Netzwerk. Wie verhält sich die Faser beim Spinnen, Weben, Stricken oder Färben, entspricht sie den Performanceparametern wie Langlebigkeit oder Temperaturresistenz?

Zu diesen Themen holen wir uns Expertise von internationalen Technologie-Spezialisten oder produzierenden Partnern und arbeiten mit Hochschulen und Forschungsinstituten zusammen."

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Ingredient Branding: Marken können das OceanSafe Label für ihre Kommunikation nutzen

Welche weiteren Innovationen dürfen wir von OceanSafe erwarten?

"Wir verfolgen die Strategie: Entwicklung zuerst. Sprich, uns geht es darum, ein ausgereiftes Produkt auf den Markt zu bringen und eine Qualität zu liefern, die sich durchsetzt. Für naNea haben wir unsere Hausaufgaben gemacht: Wir haben ein tolles Produkte entwickelt, dieses intensiv getestet, intern und extern verifiziert und renommierte Marken und Produktionspartner gewonnen.

Jetzt stehen wir quasi vor der nächsten Stufe der Raketenzündung. Darauf konzentrieren wir uns jetzt. Nichtsdestotrotz haben wir schon einige neue, bereits gut ausgereifte Entwicklungen in der Pipeline, die wir in naher Zukunft auf den Markt bringen werden."

Blick in die Zukunft: Wann haben nachhaltige Materialien konventionelle Produkte überholt?

"Das kommt insbesondere darauf an, wie konsequent und scharf die regulatorischen Rahmenbedingungen für die Textilindustrie sein werden. Daher ist eine Vorhersage schwierig. Aber die großen Player haben verstanden, dass wir es mit einem nicht mehr zurückholbaren Wandel zu tun haben. Circular Economy wird kommen, es ist nur eine Frage der Zeit. Für uns kann ich sagen: Wir sind mit unseren Technologien heute schon zukunftsfähig für alle Entwicklungen, die da kommen werden."

Serie: So kann's gehen

Die Herausforderungen für Unternehmen der Textilindustrie sind facettenreich und, einfach ausgedrückt, nicht ohne. Sie reichen von steigenden Kosten für Rohstoffe und Energie über Fachkräftemangel und Lieferketten bis hin zu den Megatrends Nachhaltigkeit und Digitalisierung.

Innovative Unternehmen nutzen ihre Chancen und generieren aus der Herausforderung ihr Businessmodell. Allein gelingt das allerdings selten. Netzwerke von Wirtschaft und Forschung sind gefragt.

In der Serie „So kann’s gehen“ stellen wir Unternehmen, Start-ups und Marktführer vor, die sich einem Problem nicht nur annehmen, sondern daraus ein zukunftsfähiges Business entwickelt haben.

Kerstin Männer

Kerstin Männer

Kommunikationsberaterin und freie Journalistin

Kerstin Männer ist seit über 20 Jahren in der Welt des Interior Designs zu Hause. Ihren beruflichen Werdegang startet sie bei der Messe Frankfurt, seit 2011 lebt und arbeitet sie als Kommunikationsberaterin und freie Journalistin in Köln. Ihre besonderen Steckenpferde sind, dort nachzuhaken, wo die Themen Nachhaltigkeit, Transformation, Trend und Design aktiv angepackt werden, und Laufsport. „Vom Endspurt sind wir in Sachen „Welt retten“ sicher noch weit entfernt, aber es ist gut zu sehen, wie immer mehr Player das Tempo deutlich anziehen.“ Foto: Rosetime

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