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Vielfalt in der Mode

28.08.2025

In den letzten Jahren hat die Modeindustrie große Fortschritte bei der Förderung der Größenvielfalt gemacht. Pioniere wie Ashley Graham und Precious Lee haben sich an die Spitze gestellt, Normen in Frage gestellt und sich für Mode in Übergrößen eingesetzt. Ihre Präsenz hat die Möglichkeiten der Inklusion in einer Branche aufgezeigt, die traditionell von einer begrenzten Größenauswahl dominiert wird.

Lesedauer: 3 Minuten

Haben wir es also geschafft?

Trotz dieser Fortschritte ist der Weg zur vollständigen Inklusivität noch lange nicht abgeschlossen. Michaela Leitz, Expertin für integrative Mode, hat mehr Details für uns.

Die Rückkehr des Skinny-Chic

Die Mode ist zyklischen Trends unterworfen. Oft greifen diese Zyklen auf vergangene Konventionen zurück, manchmal auf Kosten der Inklusivität. Wir erleben derzeit ein Wiederaufleben der „sehr schlanken, schicken Mode“, die vor Jahrzehnten weit verbreitet war. Dieser Wandel ist zum Teil auf wirtschaftliche Herausforderungen zurückzuführen, die Marken dazu veranlassen, ihre Initiativen zur Größenvielfalt zurückzufahren. Infolgedessen stagniert der Fortschritt in der Plus-Size-Mode, was die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Förderung und Innovation unterstreicht.

Warum viele Kleidungsstücke einfach nicht passen

Eines der größten Probleme in der Plus-Size-Mode sind laut Leitz veraltete Herstellungsverfahren. Oft nutzen Hersteller noch immer eine sehr einfache Methode, bei der Schnittmuster lediglich in Zentimeterschritten vergrößert werden („grading up“). Michaela Leitz erklärt hierzu ganz deutlich: „Viele Hersteller vergrößern noch immer nur in Zentimeterschritten, was dazu führt, dass die Kleidung nicht wirklich für den Plus-Size-Körper perfekt angepasst ist.“ Dadurch entstehen Kleidungsstücke, die der tatsächlichen Körperform und den Proportionen von Plus-Size-Kunden nicht gerecht werden. Hersteller sollten deshalb dringend ihre Produktionsmethoden überdenken und Kleidungsstücke gezielt auf diese speziellen Anforderungen abstimmen.

Vorurteile im Handel: Ein schwieriger Kreislauf

Ein weiteres Hindernis liegt bei den Einzelhändlern selbst, die oft mit falschen Annahmen und Vorurteilen gegenüber Plus-Size-Kunden kämpfen. Viele Einkäufer denken fälschlicherweise, dass Plus-Size-Kunden andere Kunden in kleineren Größen abschrecken könnten. „Viele Einzelhändler sind immer noch voreingenommen und glauben, dass Plus-Size-Kunden andere Kunden abschrecken, wenn sie in ihren Geschäften einkaufen“, kritisiert Leitz deutlich. Dieses Missverständnis erzeugt einen Teufelskreis, der dazu führt, dass weniger qualitativ hochwertige Plus-Size-Mode hergestellt und angeboten wird.

Märkte im Vergleich: USA vs. Europa

Ein interessanter Aspekt sind die geografischen Unterschiede. Während in den USA der Markt für Plus-Size-Mode boomt, da rund 67 % der Frauen Größe 14 oder größer tragen, ist in Europa die Situation komplexer. Obwohl auch hier ein erheblicher Markt besteht (52 % der Bevölkerung gelten als übergewichtig), bleiben Modemarken oft zurückhaltend, insbesondere in Ländern wie Frankreich, wo kleinere Größen traditionell bevorzugt werden. Deshalb bieten die USA eine deutlich breitere Auswahl und sind innovativer in der Plus-Size-Mode.

Gemeinsame Verantwortung: Nur zusammen geht es vorwärts

Um diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern, braucht es ein gemeinsames Engagement aller Akteure. Michaela Leitz betont dabei besonders die Verantwortung der Hersteller, ihre Produktionsprozesse anzupassen, um wirklich passende Kleidung anzubieten. Aber auch Einzelhändler müssen ihre Sichtweisen überdenken und das Potenzial der Plus-Size-Kunden erkennen. Designer wiederum sollten inklusive Mode stärker in den Fokus rücken und attraktive, gut durchdachte Entwürfe speziell für größere Größen entwickeln.

Die Vision für die Inklusion von Übergrößen beim Einkaufen

Es ist wichtig, sich eine Zukunft vorzustellen, in der jede Person, unabhängig von ihrer Kleidergröße, ein Geschäft betreten und Kleidung finden kann, die ihr Selbstbewusstsein und ihre Schönheit fördert. Das ultimative Ziel ist es, die Unterscheidung zwischen Kleidung in Übergrößen und normaler Größe aufzuheben. Stellen Sie sich eine Welt vor, in der das Einkaufen ein gemeinsames Erlebnis mit Freunden und geliebten Menschen ist, unabhängig von ihrer Körpergröße. Diese Vision inspiriert Leitz dazu, ein Modeumfeld anzustreben, in dem sich Kleidung nahtlos an alle Formen und Größen anpasst.

Eine Zukunft der Individualisierung und Inklusion

Das nächste Jahrzehnt hat das Potenzial, die Art und Weise, wie wir Mode betrachten, grundlegend zu verändern. Die Vision ist es, in ein Geschäft zu gehen und sich die Kleidung direkt vor Ort auf den eigenen Körper zuschneidern zu lassen. Solche Fortschritte würden nicht nur das Einkaufserlebnis revolutionieren, sondern auch den Wert des Körpers eines jeden Einzelnen verstärken und den Gedanken fördern, dass Mode für alle da ist.

Das Streben nach Inklusivität in der Mode geht weiter, aber mit anhaltenden Bemühungen und Engagement kann sich die Branche zu einem Ort entwickeln, an dem jeder gefeiert und berücksichtigt wird.

Michaela Leitz

Michaela Leitz

Referentin und Beraterin

Michaela Leitz von Confidence & Style ist Expertin für Inklusion in der Modebranche. Als Referentin und Beraterin für internationale Modemarken setzt sie sich seit Jahren für „Mode für alle“ ein.

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