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Gefaltete Jeans auf einem Stapel

Laser trifft Denim: Das Veredelungspotenzial entfalten

05.08.2025

Ein Blick hinter die Kulissen: Carmen Silla, Marketingdirektorin beim spanischen Maschinenhersteller Jeanologia, über den Einsatz von Lasertechnologie in der Denimveredelung, ihre Präsentation auf der Kingpins Amsterdam und was nötig ist, damit die Branche den nächsten Skalierungsschritt wagt.

Lesedauer: 5 Minuten

Lasertechnologien haben die Denimveredelung revolutioniert, indem sie traditionelle Trockenprozesse grundlegend verändert haben, sagt Silla. „Vor dem Laser“, führt sie aus, „war die Branche stark auf manuelle Arbeit und schädliche Techniken wie Sandstrahlen (mittlerweile verboten), manuelles Schleifen und das Sprühen von Kaliumpermanganat angewiesen – alles schädlich für die Gesundheit der Arbeiter*innen und die Umwelt. Unsere Lasertechnologie beseitigt diese gefährlichen Methoden und ermöglicht eine nachhaltige, sichere und ethische Denimproduktion.“

In den letzten Jahren hat sich das, was als disruptive Alternative zu gefährlichen Materialtechniken begann, ein Stück weit zu einem globalen Standard entwickelt. Die Vorteile sind eindeutig: Laser können nicht nur eine Vielzahl von Effekten nachbilden oder schädliche Praktiken beenden, sondern auch die Umweltbelastung verringern. Lasertechnologien ermöglichen es Marken außerdem, den Veredelungsprozess zu digitalisieren und zu steuern, was laut Silla „schnellere Vorlaufzeiten, Designgenauigkeit und Skalierbarkeit über unterschiedliche Produktionsmengen hinweg“ erlaubt. Das spricht sowohl Einzelhändler im Massenmarkt als auch Luxusmarken an, die nach Effizienz und Einzigartigkeit streben, sagt sie.

„Und es gibt eine klare Nachfrage nach Jeans (seitens der Verbraucher*innen), die nicht nur gut aussehen, sondern auch verantwortungsvoll produziert wurden“, so Silla. „Ohne schädliche Chemikalien oder unsichere Arbeitsbedingungen. Sie erwarten von Marken, dass sie transparent, ethisch und umweltbewusst handeln, ohne beim Stil Kompromisse einzugehen. Dieser Wandel bei der Haltung der Konsument*innen ist ein zentraler Treiber für die zunehmende Verbreitung der Lasertechnologie.“

Jeans Jacke und Hose
Jeanologia stellte seine Lasertechnologien im April 2025 auf der Kingpins Amsterdam aus

Denim in eine neue kreative Dimension heben

Zuletzt präsentierte Jeanologia seine Lasertechnologien auf der Kingpins Amsterdam im April 2025. Diese Konzeptausstellung mit dem Titel „One Technology, All Possibilities“ konzentrierte sich laut Silla auf Laser „nicht nur als industrielle Effizienzlösung, sondern als kraftvolles Werkzeug kreativen Ausdrucks“.

In der Jeanologia-Ausstellung stand eine Capsule Collection mit drei unterschiedlichen Konzepten im Mittelpunkt. Das erste, Pure Vintage, reproduzierte authentische Vintage-Looks, die natürliche Abnutzung und Alterungseffekte einfingen, wie sie früher durch schädliche Techniken erzielt wurden – jetzt jedoch nachhaltig und sicher produziert. Das zweite, Creative Possibilities, zeigte das „unbegrenzte künstlerische Potenzial von Laser“ und ermöglichte Designs mit komplexen Bildmotiven, raffinierten Texturen, detaillierten Grafiken und hyperrealistischen visuellen Effekten, die digital erzeugt „und in Sekunden auf Denim übertragen“ wurden. Das dritte, mit dem Titel Denim Métiers, „verknüpfte industrielle Skalierbarkeit mit Haute-Couture-Raffinesse“ und demonstrierte, wie Lasertechnologie Denim in ein raffiniertes, konzeptuelles und modisch-anspruchsvolles Medium erhebt, das für alle Arten von Marken geeignet ist – von Massenmarkt bis Luxuslabel, erklärt Silla.

Diese Effekte werden „durch die fortschrittlichen Lasersysteme des Unternehmens ermöglicht, die durch umfassende Forschung in den Bereichen Photonik, Robotik, Softwareentwicklung und Textilinnovation unterstützt werden“. Designer*innen erstellen digitale Dateien mit den gewünschten visuellen Inhalten, und Jeanologias Lasersysteme übertragen diese digitalen Designs auf Kleidungsstücke, was laut Silla unübertroffene Präzision, Geschwindigkeit und Konsistenz biete, wodurch Nachhaltigkeit skalierbar und Kreativität grenzenlos werde. 

Laut Silla hebt die Kollektion Denim in eine neue kreative Dimension, „in der das Technische und das Künstlerische, das Industrielle und das Emotionale miteinander verbunden werden“. Silla erzählt: „Das sind nicht einfach Kleidungsstücke. Es sind konzeptuelle Werke, die Denim als Ausdrucksmedium erforschen. Sie zeigen, wie Laser sowohl technische als auch ästhetische Grenzen überwinden und neu definieren kann, was mit nur einer einzigen Technologie möglich ist.“

Die Marketingdirektorin von Jeanologia erklärt, dass Luxusmarken wie Chanel und Balenciaga Jeanologias Laser bereits nutzen, um neue kreative Möglichkeiten zu erkunden, während globale Einzelhändler ihn einsetzen, um eine skalierbare, konsistente und nachhaltige Produktion sicherzustellen. „Laser wird heute nicht durch Marktsegmente definiert“, sagt Silla. „Es wird durch seine Fähigkeit definiert, die Art und Weise zu transformieren, wie Denim gedacht, gestaltet und produziert wird.“

Die Capsule Collection
Laut Jeanologia konzentriere sich die Capsule Collection auf drei unterschiedliche Konzepte: Pure Vintage, Creative Possibilities und Denim Métiers

Laser noch weiter skalieren

Jeanologia gibt an, dass mehr als 70 % der Denimhersteller ihre Lasertechnologien in ihren Veredelungsprozessen übernommen haben. „Das ist ein starkes Indiz dafür, wie weit sich die Branche entwickelt hat“, sagt Silla. „Aber viele kombinieren Laser immer noch mit traditionellen Techniken wie manuellem Schaben oder chemischem Sprühen – oft aufgrund bestehender Prozesse oder bestimmter stilistischer Entscheidungen. Wir arbeiten aktiv daran, diese veralteten Methoden vollständig zu beseitigen. Unser Ziel ist es, schädliche Techniken vollständig zu ersetzen und sicherzustellen, dass der Veredelungsprozess von Anfang an mit dem Stoff abgestimmt ist, indem die Stoffauswahl mit dem gewünschten Endeffekt über einen intelligenteren, integrierten Workflow verbunden wird. Wir glauben, dass nur durch das Schließen dieser Lücke die Branche wirklich eine saubere, konsistente und skalierbare Produktion erreichen kann, die Menschen und den Planeten respektiert.“

Um die Akzeptanzrate zu erhöhen, und das Ausmerzen schädlicher Techniken zu fördern, arbeitet das Unternehmen eng mit Marken und ihren Zulieferern zusammen, um den vollständigen Übergang zur laserbasierten Veredelung voranzutreiben. Silla erklärt: „Unser Ansatz kombiniert technologische Innovation mit Bewusstseinsbildung und Aufklärung, um den Akteur*innen der Branche den ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Wert der Beseitigung traditioneller, schädlicher Techniken zu vermitteln. Wir verbessern unsere Lasersysteme kontinuierlich, mit Fokus auf Qualität, Geschwindigkeit, Produktivität und Automatisierung, um die tatsächlichen Anforderungen der industriellen Produktion zu erfüllen. Indem wir unsere Technologie intuitiver, anpassungsfähiger und effizienter machen, ermöglichen wir Hersteller*innen den Wechsel mit Vertrauen – und mit konsistenten Ergebnissen im großen Maßstab.“

Verkaufsraum mit Austellungsstücken
Laut Jeanologia bieten Lasertechnologien grenzenlose Kreativität

Darüber hinaus bekräftigt die Denim-Métiers-Kollektion laut Pressematerial des Unternehmens, dass seine Lasertechnologien ein kreatives Werkzeug und nicht nur eine industrielle Lösung sind. Die Lasertechnologien des Unternehmens werden laut Silla „in der gesamten Denimbranche eingesetzt – vom erschwinglichen Einzelhandel bis hin zu Premium- und Luxusmode“ und können „sowohl industrielle Effizienz als auch High-Fashion-Raffinesse liefern – und sind damit für jede Marke relevant, unabhängig von ihrer Positionierung“. Diese Einstellung, dass Lasertechnologien über den Fabrikboden hinaus Anwendung in der High Fashion wie der Haute Couture finden, sei entscheidend, um diese Technologien noch weiter zu skalieren, sagt Silla.

„Die Wahrnehmung von Laser als rein industrielles Werkzeug hin zu einem kreativen Ermöglicher zu verändern, ist der Schlüssel, um das volle Potenzial zu erschließen. Bei Jeanologia haben wir immer daran geglaubt, dass Laser nicht nur mit Effizienz oder Automatisierung zu tun hat – sondern mit Ausdruck, Storytelling und gestalterischer Freiheit. Wenn Designer*innen und Marken Laser als kreatives Instrument begreifen, beginnen sie, es von den frühesten Phasen des Designprozesses an zu integrieren – nicht nur als Veredelungsmethode. Das führt zu bewusst gestalteten und innovativen Kleidungsstücken – und letztlich zu einer breiteren Akzeptanz in der gesamten Branche.“

„Laser wird Teil der kreativen DNA – und genau das wird sein Wachstum weiter vorantreiben.“

Silla führt aus, dass diese Wahrnehmung bereits Gestalt annehme: „Immer mehr Marken entdecken die emotionalen und künstlerischen Möglichkeiten von Jeanologias Laser – von hyperrealistischen Vintage-Effekten bis zu einzigartigen Texturen und visuellen Erzählungen – und erkennen, dass sie damit Kollektionen schaffen können, die nicht nur nachhaltig, sondern auch visuell originell und kulturell bedeutungsvoll sind.“

Autor: Otis Robinson, WTiN

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