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Eine Gruppe von Personen vor Bergen mit alter Kleidung

Post-industrial Waste

Wie effizientes Management Textilabfälle reduziert und Recycling fördert

08.01.2025

Die Textilindustrie kämpft mit erheblichen Abfallmengen, insbesondere in der Produktionsphase, in der knapp die Hälfte der Materialien als Post-Industrial Waste verloren gehen. Dieser Abfall bietet aufgrund seiner hohen Qualität und Rückverfolgbarkeit großes Potenzial für Recycling, wird jedoch oft nicht ausreichend genutzt. Closed Loop Fashion (CLF) adressiert dieses Problem mit innovativen Projekten und dem neuen Textile Waste Management Standard (TWMS by CLF), um Recyclingprozesse zu optimieren und die Kreislauffähigkeit der Branche voranzutreiben.

Während in Europa neue Richtlinien für Textilabfälle, die durch Unternehmen und Konsumenten entstehen, in Kraft treten, ist das Management des Post-Industrial Wastes in der Produktionsphase noch kaum geregelt. Laut eines Forschungsprojektes der OCAD Universität in Ontario, Kanada, werden durchschnittlich 35% aller in der textilen Lieferkette eingesetzten Materialien zu Abfall, noch bevor die Kleidungsstücke die Verbraucher erreichen. Andere Quellen sprechen von bis zu 47% Rohmaterial, das in dieser Phase als Abfall verloren geht. 

Im Gegensatz zu Post-Consumer Waste, der nach der Nutzung eines Textils durch den Konsumenten entsteht, handelt es sich bei Post-Industrial Waste um hochwertiges Neumaterial, das noch nicht verwendet wurde und daher theoretisch schneller, einfacher und kostengünstiger recycelt werden kann. Tatsächlich ist das chemische Recycling synthetischer Textilmaterialien 10-20% teurer als das von Neumaterialien. Nach der Nutzung eines Textils ist oft unklar, mit welchen Chemikalien es behandelt wurde, was umweltgerechtes Recycling erschwert. Post-Industrial Waste besteht aus unbenutzten Textilien und gilt daher als wertvoller Abfall, wird in Produktionsländern bisher jedoch selten getrennt und meist verbrannt oder deponiert.

Schnittabfälle von Textilien
Forschende schätzen, dass Schnittabfälle selbst durch bewusste Anstrengungen auf maximal 10% reduziert werden kann, ©Closed Loop Fashion

Der TWMS ist in Textil- und Bekleidungsfabriken, Recyclinganlagen und bei Abfallentsorgern einsetzbar und bietet Vorteile für alle Beteiligten: Marken erhalten standardisierte Daten, Recyclingunternehmen hochwertige Rohstoffe, und die optimierte Abfallentsorgung stärkt lokale Wirtschaft und Umwelt. Um Betriebsabläufe möglichst wenig zu beeinträchtigen und schnell und effektiv Ergebnisse zu erzielen, legt Closed Loop Fashion großen Wert auf Prozessoptimierung. In diesem Rahmen wurde eigens für den TWMS eine App zum Mapping der Abfallströme entwickelt, die Ende November 2024 gelauncht wurde.

Lisa Wagner

Lisa Wagner

Freie Journalistin & Kommunikationsberaterin

Lisa Wagner arbeitet seit über 20 Jahren in der Modebranche, sowohl auf Industrie-, Agentur- und Redaktionsseite und mehr als die Hälfte davon im nachhaltigen Segment. Zuletzt war sie als Head of Brand Communication beim europäischen Marktführer für ökologisch und sozial fair produzierte Textilien tätig. Seit 2020 arbeitet sie als freie Journalistin und Kommunikationsberaterin in der Nähe von Frankfurt am Main. Wirtschaft, Ökologie und die Interessen unterschiedlicher Stakeholder zu versöhnen, liegt ihr dabei am Herzen. Foto: Nina Paul

Serie: Waste or wasted?

Die Textilindustrie hat ein Abfallproblem. Mode und Heimtextilien sind in den letzten Jahrzehnten zur Massenware geworden und werden infolgedessen entsprechend oft entsorgt. Während zu viele Textilien schon vor dem Verkauf zu Abfall werden, wissen Verbraucher*innen oft nicht, wie man Alttextilien möglichst umweltschonend entsorgt.

Was passiert mit Textilien, nachdem sie entsorgt wurden? Und wie kann textiles Abfallmanagement in eine Kreislaufwirtschaft integriert werden?

In der Serie „Waste or wasted?“ stellen wir den aktuellen Stand zum Umgang mit Textilabfällen vor und zeigen Lösungen, wie der schädlichen Entwicklung entgegengewirkt werden kann.

Weitere Artikel der Serie:

Europäische Ökodesign-Verordnung: Produktregulierung für Textilien und Schuhe

Europäische Textilabfall-Strategie: Trennung, Recycling, Wiederverwenden

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