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Nachhaltigkeit hat sich zu einem zentralen Thema in der Innenarchitektur entwickelt. Kundinnen und Kunden schätzen natürliche Materialien, fragen nach Herkunft und Umweltwirkung – und stellen hohe Anforderungen an soziale Standards und ökologische Verträglichkeit. Die Auswahl nachhaltiger Innentextilien beginnt daher nicht beim Produkt allein, sondern in der gesamten Lieferkette.
Warum nachhaltige Beschaffung an Bedeutung gewinnt
Professionelle Planerinnen und Planer im Interior-Bereich sind heute gefragt, textile Lösungen anzubieten, die Umwelt und Gesellschaft berücksichtigen – ohne Kompromisse bei Design, Qualität oder Funktionalität. Nachhaltige Textilien verbinden haptische und visuelle Ansprüche mit Kriterien wie Ressourcenschonung, Schadstoffvermeidung und fairen Arbeitsbedingungen.
Dabei rücken Fragen wie folgende in den Fokus:
- Wurden die Fasern ressourcenschonend gewonnen?
- Wie energie- und wassereffizient verlief die Verarbeitung?
- Welche Chemikalien kamen zum Einsatz?
- Wie wurden Transport und Logistik organisiert?
Was bedeutet Nachhaltigkeit in der Textilbeschaffung?
Der Begriff ist rechtlich nicht geschützt – daher ist Transparenz umso wichtiger. Nachhaltigkeit umfasst:
- Ökologische Dimension: z.B. der Schutz natürlicher Ressourcen, die Minimierung von Emissionen (CO₂, Methan, Stickoxide) und der sparsame Einsatz von Wasser und Energie.
- Soziale Aspekte: z.B. faire Löhne, sichere Arbeitsbedingungen, keine Kinder- oder Zwangsarbeit – insbesondere relevant bei Produktionsstandorten in Entwicklungs- und Schwellenländern.
- Kreislauffähigkeit: z.B. Wiederverwertbarkeit, Recyclingfähigkeit und das Design langlebiger Produkte spielen eine immer größere Rolle in der Bewertung nachhaltiger Lieferketten.
Vier Ebenen der nachhaltigen Beschaffung
Nachhaltigkeit in der Innenausstattung beginnt bei der Analyse der textilen Wertschöpfungskette:
- Rohstoffgewinnung:
Fasern wie Flachs oder Bio-Baumwolle punkten mit geringem Wasserverbrauch und ökologischer Anbaumethode. Der Einsatz natürlicher Gegenspieler gegen Schädlinge ersetzt Pestizide und schont Böden und Biodiversität. - Textilverarbeitung:
In klassischen Herstellungsverfahren werden Tenside, Laugen oder Bleichmittel verwendet. Nachhaltige Alternativen – z. B. Lyocell, Bio-Leinen – kommen mit weniger Chemikalien aus. Noch wichtiger: geschlossene Wasserkreisläufe, Energieeinsparungen und der Einsatz regenerativer Stromquellen. - Funktionalisierung und Färbung:
Problematische Substanzen wie Azofarbstoffe, bromierte Flammschutzmittel oder Alkylphenole sind in nachhaltigen Prozessen durch pflanzliche Pigmente oder enzymatische Verfahren ersetzbar. Beispiele:
- Pflanzenfarben: Kamille, Kurkuma oder Indigo bieten ökologische Alternativen.
- Pilzfarbstoffe: Neue Forschung ermöglicht natürliche Pigmente mit hoher Farbbrillanz.
- Enzymatische Verfahren: Unterstützen z. B. die Faserveredelung bei geringem Energieeinsatz. - Transport und Logistik:
Globalisierte Lieferketten verursachen CO₂ – auch wenn der Transportanteil am Gesamtausstoß relativ gering ist. Verbesserungen entstehen durch:
- Zusammenarbeit mit regionalen Herstellern,
- Kreislaufsysteme und Upcycling-Prozesse,
- emissionsarme Logistik und optimierte Routenplanung.
Wie lassen sich nachhaltige Textilien erkennen?
Innenausstatter und Architekten können auf etablierte Zertifizierungen setzen, die ökologische und soziale Standards belegen:
- GOTS (Global Organic Textile Standard): Für Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern mit hohen Umwelt- und Sozialkriterien.
- OEKO-TEX® Standard 100: Prüft Textilien auf Schadstoffe entlang aller Verarbeitungsstufen.
- Global Recycled Standard (GRS): Zertifiziert Produkte mit hohem Recyclinganteil und dokumentiert eine zirkuläre Wertschöpfung.
Fazit: Verantwortungsvolle Lieferketten als strategischer Vorteil
Innentextilien prägen die Atmosphäre, Haptik und Identität eines Raumes. Immer mehr Kundinnen und Kunden erwarten, dass dabei auch Nachhaltigkeit mitgedacht wird – nicht nur im Material, sondern in der gesamten Lieferkette. Wer als Innenarchitektin bzw. Innenarchitekt oder Hersteller Verantwortung übernimmt, schafft Vertrauen, differenziert sich im Wettbewerb und gestaltet aktiv die Zukunft der Branche mit.
FAQ – Häufige Fragen zur nachhaltigen Textilbeschaffung
Was ist nachhaltige Beschaffung?
Sie bezeichnet einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem ökologische, soziale und ökonomische Kriterien in allen Beschaffungsschritten berücksichtigt werden. Ziel ist ein positiver Beitrag zur Umwelt und Gesellschaft – ohne Einbußen bei Design oder Qualität.
Wie wirkt sich nachhaltige Beschaffung auf die Umwelt aus?
Durch den Einsatz emissionsarmer Rohstoffe, saubere Produktionsprozesse und kurze Transportwege kann der CO₂-Ausstoß drastisch reduziert werden. Statt bis zu 35 t CO₂ pro Tonne Textil entstehen deutlich geringere Werte bei grün zertifizierten Lieferketten.
Welche Marken setzen auf nachhaltige Innenausstattung?
Immer mehr Hersteller im Texpertise Network setzen gezielt auf nachhaltige Lösungen. Einen guten Anhaltspunkt hierfür liefert der Econogy Finder, ein Online-Verzeichnis, das internationale Anbieter nachhaltig produzierter Textilien auflistet.