Peter Buttiens vom Europäischen Verband für Hersteller der Spezialdruckindustrie (ESMA) und Thomas Poetz von 3T Industry InkJet Consulting sind Experten für Digitaldruck in der Textilindustrie. Im Gespräch erklären sie, welchen Beitrag der Textildruck bei der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit leisten kann.
Welche aktuellen Themen und Trends bewegen die Textildruck-Branche?
Die Textilindustrie muss nachhaltiger arbeiten und der Wandel stützt sich auf drei Säulen: Produktlinien, die auf erneuerbare Ressourcen setzen, Kreislaufwirtschaft und die Umstellung von analog auf digital.
Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur hat die Textilindustrie die viertgrößte Auswirkung auf das Klima in der Region, nach der Lebensmittel-, Wohnungs- und Transportindustrie. Der durchschnittliche Europäer wirft jedes Jahr 11 Kilogramm Textilien weg. Das muss sich ändern. Und die 17 Sustainable Development Goals der UN geben uns auch eine klare Richtung dafür vor.
Ein wesentliches Stichwort in diesem Zusammenhang ist die Circular Economy. Denn jedes textile Produkt hat einen Wert und unsere Ressourcen sind endlich! Die EU führt einen digitalen Produktpass ein, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Dieser bildet einen Anreiz für jeden Schritt der Textilproduktion und des Arbeitsablaufs, um die kreative Wiederverwendung, das Recycling und die Wiederverwendung von Materialien und Endprodukten zu fördern. Um diese Schritte konsequent zu gehen, ist der Austausch von analogen durch digitale Technologien unumgänglich.
Was können digitale Technologien im Textildruck zur nachhaltigen Transformation der Branche beitragen?
Durch den Austausch von analogen zu Inkjet Druckmaschinen könnten jährlich bis zu 790 Billionen Liter Wasser eingespart werden - ähnliche Ergebnisse gibt es auch beim Färbeprozess. Gleichzeitig bringt dieser Wandel von analogen zu digitalen Prozessen auch einen Strukturwandel mit sich. Denn am Ende werden vor allem Daten versendet, keine Waren. Wir stehen heute am Anfang des Weges und die Vorteile müssen klar kommuniziert und verstanden werden. Die Einführung neuer Technologien erfordert Aufklärung und ermöglicht den Know-how-Transfer in Regionen oder Märkte, die bisher zumindest teilweise "digital ausgeschlossen" waren. Um neue Prozesse effizient, sauber und gesund zu gestalten und zu betreiben, haben wir die Aufgabe, z.B. über Druckfarbenchemie oder Farbmanagement aufzuklären.
Welche Auswirkungen hat das EU-Lieferkettengesetz auf die Textildruck-Branche?
Das Lieferkettengesetz liefert einen großen Beitrag zu Arbeitssicherheit und Nachhaltigkeit in unserer Branche. Dort, wo sonst die „Weiße Ware“ zu fertigen Produkten verarbeitet wird, entstehen nun digitale Produktionszentren. Das führt zu weiteren positiven ökologischen Auswirkungen: keine Überproduktion, wesentlich geringere Logistik, geringere Umweltbelastung, sauberes Wasser, Förderung von Wissen und Know How Transfer bis hin zur Chance auf ausgeglichener Wohlstand in Gegenden, in denen sonst zu Billiglöhnen Textilien produziert werden mussten.
Konferenz Textile Printing and Sustainability (TPS) 2022
Im Rahmen seiner neuen Ausrichtung auf die Textilmärkte startet der Europäische Verband für Hersteller der Spezialdruckindustrie (ESMA) eine brandneue Veranstaltung, um den Wandel in der Branche zu erklären und zu inspirieren. Die Konferenz Textile Printing and Sustainability (TPS) findet am 8. und 9. September 2022 im Dorint Kongresshotel Düsseldorf-Neuss statt und heißt alle willkommen, die sich mit Automatisierung, neuen Geschäftsmodellen und nachhaltigen Lösungen für verschiedene Textilanwendungen beschäftigen. Infos unter www.tps-conference.com.