92 Millionen Tonnen Textilabfälle im Jahr – das ist die traurige Bilanz der Modebranche. Doch es gibt viele Faktoren, durch die auf die ökologische Verträglichkeit von Textilprodukten Einfluss genommen werden kann – und sie beginnt ganz am Anfang: der Faser. Denn die Wahl des Ausgangsmaterials entscheidet darüber, was am Ende des Produktlebenszyklus mit dem Textil passiert. Es gibt Hoffnung: Biologisch abbaubare Zellulosefasern aus Textilabfällen gehen einen großen Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft. Das Unternehmen Textiles Intelligence zeigt in seinem vierteljährlichen Bericht „Global Apparel Markets“ auf, welche Chancen sich durch die neuen Technologien und Materialien bieten.
Das Interesse an Zellulosefasern wächst stark. Laut Textile Exchange wird die Nachfrage nach Lyocellfasern allein zwischen 2017 und 2022 voraussichtlich um durchschnittlich 15 Prozent pro Jahr steigen. Acetat, Viskose, Lyocell und Modal: Herkömmlicherweise besteht das Ausgangsmaterial für Zellulosefasern Holzzellstoff aus Bäumen – eine natürliche Ressource, die zunehmend bedroht ist. Laut Canopy, einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz in Kanada, wird rund die Hälfte aller Zellulosefasern aus Rohstoffen hergestellt, die aus alten oder gefährdeten Wäldern stammen. Müll könnte dieses Problem lösen: Um eine Tonne Zellulosefaser herzzustellen, ist nur eine Tonne Baumwollabfälle nötig – statt zweieinhalb bis drei Tonnen Frischholzzellstoff. Canopy schätzt, dass das Recycling nur 25 Prozent der weltweiten Baumwolltextilabfälle sowie 25 Prozent der Viskose-Textilabfälle das Potential haben, den kompletten Bedarf an Frischholzfasern in der Zelluloseproduktion zu ersetzen. So könnte nicht nur das bestehende Abfallproblem der Branche angegangen werden, sondern auch ein zukünftiges vermieden, denn die Fasern sind biologisch abbaubar oder dienen als Basis für neue Fasern.
Eine Reihe von Start-Ups haben jeweils Methoden zur Rückgewinnung von Zellulose aus Textilabfällen zur Verwendung bei der Herstellung neuer Zellulosefasern entwickelt. Ein besonderer Aufsteiger ist das schwedische Start-Up Renewcell, in welches beispielsweise die H&M Group sowie Kappahl investiert haben. Renewcell hat einen löslichen Zellstoff namens Circulose entwickelt, der aus Abfalltextilien und Post-Consumer-Kleidungsstücken aus Baumwolle und Zellulosefasern gewonnen wird. Im Januar des vergangenen Jahres stellte Renewcell seine innovative Technologie als Showcase auf der Neonyt vor. Im November 2020 gab das Unternehmen bekannt, dass es mit dem in Dänemark ansässigen Bekleidungsunternehmen Bestseller zusammenarbeitet, um 2021 Bekleidungsprodukte mit Circulosefasern zu vermarkten. Mit der zunehmenden Bekanntheit der innovativen, nachhaltigen Fasern wird auch die Transparenz immer relevanter werden. Ein wichtiger Akteur auf dem Gebiet der Zellulosefasern ist der österreichische Faserhersteller Lenzing. Das Unternehmen erzielte im Bereich der umweltschonenden Fasern bereits seit Jahren bahnbrechende Erfolge und ist aktuell dabei, eine Blockchain-Rückverfolgbarkeitstechnologie in Verbindung mit seinen Tencel Lyocell-Fasern, Tencel Modal-Fasern und Lenzing EcoVero-Viskosefasern einzuführen.
Zellulosefasern aus Textilabfällen sind nicht nur eine Chance für eine nachhaltigere Branche, sondern können auch Konsumierende ermutigen, umweltschonendere Kaufentscheidungen zu treffen und sich damit auseinanderzusetzen, was am Ende der Nutzungsdauer mit ihren Kleidungsstücken passiert.
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Foto: Michael M. Vogl, Lenzing AG ©