Gemeinsam und schnell handeln – der Wissenschaft zufolge ist es unausweichlich, schnellstmöglich Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Um diese Veränderungen anzustoßen, sind im November die rund 200 teilnehmenden Staaten auf dem Klimagipfel COP 26 in Glasgow zusammengekommen. Das gemeinsame Ziel: die Erwärmung der Erde auf deutlich unter zwei Grad – möglichst auf 1,5 Grad – im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu reduzieren. Das bedeutet konkret, dass die Politik mehr tun und drastischere Maßnahmen verfolgen muss, um die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 aus dem Pariser Abkommen zu erreichen. Klimaschutz hat hier eine übergeordnete Rolle und ist ebenfalls im Sustainable Development Goal 13 festgehalten. Industrieländer müssen Sorge für kreislauffähige, globalisierte Wertschöpfungsketten tragen, Innovationen fördern und bisher ausgelagerte Verantwortlichkeiten übernehmen, indem sie versuchen, negativen Impact zu reduzieren. Die Zeit zum Handeln ist jetzt, denn die Folgen der Erderwärmung sind bereits spürbar: Extreme Wetterereignisse nehmen zu, Ernten fallen aus, Waldbrände kommen häufiger vor – um nur einige Beispiele zu nennen.
Milestone für die Branche
Die Texil- und Modebranche gehört zu den schmutzigsten Industrien weltweit. Im Rahmen der Klimakonferenz hat aus diesem Grund auch die Fashion Industry Charter for Climate Action ihren bestehenden Reduktionsplan geschärft. Zu den Unterzeichnern gehören Unternehmen wie Burberry, H&M, Adidas, Kering, Chanel oder Nike – gemeinsam wollen sie den Zielen des Pariser Abkommens näherkommen. Im Mittelpunkt steht dabei die Aufforderung an Unternehmen, sich Science Based Targets zu setzen oder die Emissionen bis 2030 zu halbieren. Damit verbunden soll bis spätestens 2050 die Netto-Null erreicht werden. Ein aussagekräftiges Update im Vergleich zu dem ehemaligen Plan, laut dem die Treibhausgasemissionen bis 2030 insgesamt um 30 Prozent gesenkt werden sollten.
Emissionen reduzieren – aber wie?
Insetting vs. Offsetting: Eine Möglichkeit, entstandene Emissionen auszugleichen, ist die Kompensation des in einem Life Cycle Assessment errechneten CO2-Fußabdrucks durch Klimaprojekte, auch genannt Offsetting. Bei seriösen Anbieter*innen wie Climate Partner wird der Einfluss auf das Klima international zertifiziert. Die Neonyt, die führende die führende Community-Plattform der Messe Frankfurt für Mode, Nachhaltigkeit und Innovation, hat bereits im Januar 2020 mit Climate Partner kooperiert, um alle Emissionen, die bei der Veranstaltung anfallen, auszugleichen. Diese Kompensationen sollten kritisch hinterfragt und regelmäßig überprüft werden, denn es gibt Kritiker*innen des Ansatzes: Was dem Prinzip des Offsettings fehle, sei das Ziel, die eigenen Emissionen zu verringern – vielmehr würde der CO2-Ausgleich an einem anderen Ort und damit in gewisser Weise entkontextualisiert erfolgen. Hier setzt das Prinzip des Insetting an. Das bedeutet, die Emissionen werden innerhalb der eigenen Lieferkette reduziert. Zum Beispiel mit Ökostrom, klimarelevanten Gebäudeanpassungen, elektrischen Antrieben in der Mobilität, CO2-armen Prozessen in der Industrie, dem Ausbau von Recycling. Innovationstreiber und Heimtextil-Aussteller wie Trevira CS oder Antex setzen auf neue Verfahren und nutzen Meeresmüll wie Fischernetze und PET-Flaschen als Rohstoff für ihre ebenfalls recycelbaren Garne.
Ja zur Kreislaufwirtschaft. Das Ziel der Kreislaufwirtschaft ist, dass keinerlei Abfälle mehr entstehen und keine unverkaufte Ware oder gebrauchte Kleidung auf Mülldeponien landen. Ein geschlossener Kreislauf muss auch die Freisetzung von Kunststoffmikrofasern und Giftstoffen aus Nassprozessen, Farben und Appreturen in die Umwelt berücksichtigen. Beispiele für erfolgreich kreislauffähige Innovationen zeigen Freudenberg und Lenzing, beide Aussteller auf der Techtextil. Gemeinsam lancierten die Unternehmen Comfortemp Lyocell, ein nachhaltiges Material zur Wärmedämmung im Performance Bereich – bestehend aus Eukalyptus aus nachhaltiger Forstwirtschaft und damit vollständig abbaubar in circa zwei Monaten.
Der Preis von CO2: Die Bepreisung der Emissionen ist recht simpel: Wer dem Klima schadet, muss zahlen; wer Treibhausgase vermeidet, profitiert. Seit 2021 gibt es Festpreise pro Tonne CO2, die ausgestoßen wird. Aktuell liegt der Betrag bei 25 Euro. Nach und nach soll er bis 2025 auf 55 Euro pro Tonne erhöht werden. Nach dieser Einstiegszeit wird es die Möglichkeit geben, die Verschmutzungsrechte auktionell zu ersteigern, die Gesamtmenge der Zertifikate ist nach den Klimazielen ausgerichtet. Diese umfassende Bepreisung schafft Anreize für Innovationen, Forschung und Entwicklung neuer Ideen zugunsten des Klimas, denn wenn Emissionen mehr kosten, gibt es mehr Raum für klimaneutrale Produkte und neue Geschäftsmodelle auf dem internationalen Markt.
Zusammen für die Zukunft
Die Zeit drängt, aber mit kollektiver Kraft und schnellem Handeln, kann die Branche die Richtung noch ändern. Durch die schnellere Umsetzung von Maßnahmen zum Schutz des Klimas mit politischen Regularien, den Zusammenschluss von Unternehmen zu Initiativen, der Bepreisung von CO2 oder der Reduktion von Treibhausgasen innerhalb der eigenen Lieferketten kommt das Ziel, die Erderwärmung aufzuhalten, näher. Maßnahmen wie Updates der Reduktionspläne bringen das Ziel der Erreichung der SDGs voran. „Dies ist ein wichtiger Meilenstein für die Fashion Charter, da er die Ambitionen der Branche erhöht und in Einklang mit dem 1,5 Grad Ziel bringt. Es ist ein Signal, dass wir eng mit unseren Kolleginnen und Kollegen, den Beteiligten entlang unserer Lieferkette, politischen Entscheidungsträgern und -trägerinnen und Verbraucherinnen wie Verbrauchern zusammenarbeiten müssen, um auf den Weg zu Netto-Null voran zu kommen“, sagt Stefan Seidel von Puma, Co-Chair des Fashion Industry Charter Steering Committee.
Gleichzeitig steht fest: Bis zum Erreichen der Pariser Klimaziele ist es noch ein weiter Weg. Die Verantwortung dafür liegt bei allen: Verbraucher*innen, Unternehmen, Messeveranstalter*innen und der Politik. Es zeichnet sich aber schon viel Veränderung ab, es geht in die richtige Richtung. Mit dem Texpertise Network macht die Messe Frankfurt die Nachhaltigen Entwicklungsziele in Paneltalks, Pressekonferenzen, SDG Lounges und anderen Events auf über 60 Veranstaltungen in der gesamten Wertschöpfungskette der Textil- und Modeindustrie jährlich weltweit sichtbar und nutzt seine globale Reichweite, um als Hebel für eine positive Transformation der Branche zu wirken und diese für die Relevanz der SDGs zu sensibilisieren. Dieser Einsatz für die Beschleunigung von Innovation und Wandel in der Textil- und Modeindustrie ist ein Tropfen auf einen sprichwörtlich heißen Stein; aber er ist ein Beitrag, um die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung bis 2030 voranzutreiben.
Alisa Keil
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Bild: Markus Spiske
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